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Frank Kroll - Landscape

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Artikelnummer: CD 014 • Jahr: 2002

Frank Kroll- Sopransaxophon, Patrick Bebelaar- Piano, Henrik Mumm- Bass, Willi Witte- Drums, Hakim Ludin- Perkussion

Titel:

  1. Landscape I – Heavy Weather
  2. Landscape II – Rain
  3. Landscape III – Silence and Storm
  4. Landscape IV – Ice And Sun
  5. Ludi Garden
  6. Blue Desert
  7. Talk together
  8. Peace For Kabul
  9. Arrak
  10. Schachriars Dream
  11. In Your Arms

Es gibt begnadete Menschen, die Musik sehen und Bilder hören. Zu den bekanntesten dieserSynästheten zählen Alexander Scriabin und Olivier Messiaen. Sie befassten sich mit dem Zusammenhang und der Wechselwirkung von Klang-Farben und Farb-Tönen und ließen sich beim Komponieren von dem leiten, was sie bereits tönen sahen. Mag sein, dass Frank Kroll keine farbigen Töne sieht - woran jedoch kein Zweifel besteht: Er vermag hier gesehene und erlebte Landschaften in Töne umzusetzen die dem Hörer über die Ohren höchst lebendige Bilder vor das innere Auge zaubern. Wer sich den europäisch-experimentellen bis nahöstlich-orientalischen Klängen in obiger Weise hingibt, um die Musik als Farbfluss durch sich hindurchsickern zu lassen, trägt bereits den Schlüssel zu Krolls Bilderwelten in Hand und Herz. Da scheinen sich zunächst in Form zweier monumentaler Eingangsakkorde die archaischen Flügel eines schweren Steintores langsam zu öffnen. Dahinter Zeit, die dem Hörer ein zaghaftes Ertasten der neuen Umgebung ermöglicht und Raum für eigene Assoziationen lässt. Dann staunendes Versinken in eine sich spiralartig fortbewegende Klangfarbenwelt; ein Strudel aus dichten Eindrücken, welche die Grenzen der Wahrnehmung von äußerem und innerem Erleben verwaschen: Klavierregen, silberne Wasserschnüre auf kargem Fels, klirrende Glasscherben vom Wind aneinandergetrieben, zitterndes Laub an knurrig-kahlen Bäumen, erahnte Karawanen in hitzeflimmernder Wüste, Traumbilder von tanzenden Urgestalten... und immer wieder die Gefahr des Abgleitens in chaotische Verwirrung, aus der sich kurz vor dem Absturz neue Welten formen, und immer wieder Zeit und Stille und Leere, die Ohr und Auge ermöglicht, sich in die unzähligen Farbtöne des Klangkaleidoskops hineinzutasten. Als Reiseleiter auf diesem "Hörtrip" fungiert das Sopransaxophon, dessen sich Frank Kroll, der Tradition eines John Coltrane folgend, in oboenartig beschwörender Weise bedient. Coltrane hatte auf diesem lange vernachlässigten Instrument als erster eine Verbindung zwischen afroamerikanischem Jazz und orientalischen Elementen angestrebt. Das Tempo der akustisch-visuellen Reise gibt der Percussionsapparat des aus Kabul stammenden Hakim Ludin vor. Die oft persisch anmutenden Klänge schleichen sich sensibel hintergründig in das von Klavier und Bass gehaltene Klanggewebe, ohne jedoch dadurch an Präsenz einzubüßen. Vielmehr scheinen die vielfältig eingesetzten Möglichkeiten dieses breitgefächerten Instrumentariums den Hörer auf sehr subtile Weise zum Einhalten einer bestimmten Laufrichtung und Gangart zu zwingen. Das Klavier nun bildet unter den Händen von Patrick Bebelaar die Brücke zur europäischen Tradition, indem es sich dem Stimmungskolorit widmet und dadurch den Hörer zu Beginn einer jeden Klangstation sanft in das neue Milieu einweist; Bass und Schlagzeug (Henrik Mumm und Willi Witte) geben dem oft schwebenden Gefüge durch horizontale Kontinuität die nötige Erdung und ermöglichen dadurch die Umwandlung des unbewusst Erfahrenen ins bewusst Greifbare.

Kathrin Feldmann & Mátyás Kiss

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